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»Schmutziges Geld«
Werner lebte seit drei Jahren von der Sozialhilfe. Früher, als er noch Arbeit hatte, war alles anders. Es gab selten Streit zu Hause. Er trank nicht soviel und er fühlte sich irgendwie als Mensch. Das erste Jahr Arbeitslosigkeit hatte ihm auch nicht soviel ausgemacht. Für einen gelernten Schlosser gab es immer das eine oder andere unter der Hand zu verdienen. Doch nach drei Jahren hatte er begriffen, daß er mit 54 Jahren wohl keine neue Anstellung mehr finden würde. Seitdem trank er, stritt mit seiner Frau und fühlte sich reichlich nutzlos. Er wurde unzuverlässig und verlor auch noch die immer seltener werdenden Schwarzarbeiten. Bald war das Geld so knapp geworden, daß er selbst mit dem Geld, das seine Frau vom Putzen mitbrachte, kaum noch den Lebensunterhalt bezahlen konnte. Dann kam die Zeit, in der Werner anfing, sich auf krumme Geschäfte einzulassen. Aber er hatte kein rechtes Talent dafür. Er blieb einfach der ehrliche, arbeitswillige Schlosser, der er von je her gewesen war. Kleine Gaunereien waren das einzige, was er zuwege brachte. In letzter Zeit hatte er sich darauf spezialisiert, am Bahnhof den einen oder anderen Koffer zu klauen.
Das ging ziemlich leicht. In der ganzen Hektik beim Kaufen des Fahrscheins oder beim Einsteigen auf dem Bahnstieg waren die Leute
immer etwas unaufmerksam. Werner paßte den richtigen Moment ab, griff sich ein Gepäckstück und verschwand einfach im Getümmel an den Rolltreppen. Später verkaufte er die Sachen auf Flohmärkten. Lohnend war das Geschäft nicht gerade. Heute hatte er einen silbern glänzenden Leichtmetallkoffer er-wischt. Etwas größer als ein Aktenkoffer, aber genauso flach. Das waren meist lohnende Fänge. Oft waren da Diktiergeräte oder teure Taschenrechner drin. Einmal hatte er sogar einen Computer darin ge-funden. Das hatte sich richtig gelohnt. Aber dieser Koffer war dafür zu leicht. Zuhause legte er seine Beute auf den Küchentisch. Martha, seine Frau, wußte von diesem Gewerbe. Erst wollte er es ihr verheimlichen und so tun, als ob er weiterhin schwarz arbeiten würde. Aber er konnte ihr so schlecht erklären, was er immer auf den Flohmärkten trieb und wo er all die Sachen her hatte, die er dort verscherbelte. Außerdem war Martha eine viel zu gute Verkäuferin, und er brauchte ihre Hilfe. Martha schaute von ihrem Kochtopf auf, in dem die Linsensuppe für die nächsten drei Tage brodelte. »Schöner Koffer«, sagte sie. Sie hatte recht, der Koffer könnte be-quem 50 Mark bringen, aber Werner verkaufte die Koffer nicht. Das war ihm zu gefährlich, falls jemand sein Gepäck wiedererkannte. Der Koffer war nicht abgeschlossen. Damit war das größte Problem beim Gepäckklau schon beseitigt. Schien ein guter Tag zu sein. Werner klappte den oberen Deckel hoch, starrte auf den Inhalt und schluckte. Dann sah er zu Martha hinüber, die neugierig zu ihm kam, um den Fund zu begutachten. Auch sie starrte einige Sekunden sprachlos auf den Inhalt. Der Koffer war voller Geld! Nur Hunderter! Alle sauber gebündelt. Ganz frische Scheine mit Banderolen . .......
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